Wissenschaftliche Infos zu Corona und ätherischen Ölen

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen habe ich hier eine Recherche von Dr. med. Wolfgang Steflitsch zum Thema antiviral wirksame ätherische Öle zusammengefasst. Natürlich geht es dabei nicht um die Anwendung bei einer bereits ausgebrochenen, heftig verlaufenden Virusinfektion, sondern um Vorbeugung und komplementäre Unterstützung bei leichten Infekten.

Ich habe hier wissenschaftliche Informationen zusammengestellt, die auch helfen sollen zu verstehen wie die Viren funktionieren und die ätherischen Öle im Zusammenhang. Es gibt dazu viel Literatur und viele Infos. Es soll ein wenig helfen zu verstehen – wen es interessiert….

Covid-19-Viren und ätherische Öle

Influenza-Viren und Coronaviren, die auch SARS- und MERS-Epidemien ausgelöst haben, sind Einzelstrang-RNA-Viren mit Hüllproteinen. Es bestehen aber in Erbanlagen und Aufbau spezifische Unterschiede (siehe unten).

Aufgrund der allgemeinen epidemiologischen, strukturellen und klinischen Ähnlichkeiten kann man aber davon ausgehen, dass viruzid wirksame ätherische Öle günstige Eigenschaften hinsichtlich der Vorbeugung und Infektion mit Covid-19 besitzen. Es gibt jedoch zu Covid-19 und ätherische Öle keine wissenschaftliche Evidenz und insbesondere auch keine Humanstudien.

Wissenschaftliche Ergebnisse aus der Grundlagenforschung und aus dem klinischen Bereich konnten zeigen, dass mehrere Inhaltsstoffe von ätherischen Ölen eine gute antivirale Wirkung gegen behüllte RNA-Viren am Beispiel von Influenza A/B besitzen [4-11]. Die Untersuchungen von Blanchard [4] und Gelmini et al. [5] bestätigen, dass ätherische Öle grundsätzlich die Keimbelastung in der Raumluft signifikant verringern können, was zum Beispiel zu einer Verminderung von nosokomialen Infektionen in Krankenhäusern führt. Li et al. [6] demonstrierten in einem Mausmodell, dass die gemeinsame intranasale Applikation von Influenza-Vakzin und 1,8-Cineol, einem Inhaltsstoff zahlreicher ätherischer Öle, die Immunreaktion und damit die Virusbekämpfung auf zellulärer und humoraler Ebene deutlich verstärkt. Brochot et al. [7] zeigten mit Hilfe der Mikrodilutionsmethode, dass eine Ätherischöl-Mischung aus Zimt, Karotte, Eukalyptus und Rosmarin gegen Influenzaviren und gegen Erreger der Postinfluenza-Pneumonie aktiv ist.

Li et al. [8] fanden in ihrer Untersuchung an Mäusen, dass 1,8-Cineol mehrere Mechanismen in Gang setzt, welche vor Influenzaviren schützen, zum Beispiel Spiegel von verschiedenen Interleukinen und anderen Mediatoren sowie Adhäsionsmolekülen in der Nasenschleimhaut und in den tiefen Atemwegen. Garozzo et al. [9] untersuchten den Wirkmechanismus von Teebaumöl gegen Influenzaviren. Teebaumöl bietet vor allem in ersten beiden Stunden nach Viruskontamination einen Schutz. Teebaum öl hemmt die ersten Phasen der Virusvermehrung. Wu et al. [10] fanden heraus, dass bestimmte ätherische Öle die virale Proteintranslation, zum Beispiel beim H1N1 Influenzavirus, hemmen. Garozzo et al. [11] fanden in Terpinen-4-ol des Teebaumöls einen wichtigen Wirkstoff für die antivirale Aktivität gegen den Influenzavirus A/PR/8 Subtyp H1N1.

Prof. em. Dr. Jürgen Reichling, Experte in Virusforschung und für ätherische Öle, Heidelberg, kommentierte das Thema „Covid-19 und ätherische Öle“ wie folgt: „Zu Deiner Anfrage kann ich folgende spekulative Angaben machen. Beim Covid-19 handelt es sich um ein RNA-Virus mit einer lipophilen Hülle mit eingestreuten Proteinen. Bisher konnten alle behüllten Viren mit ätherischen Ölen in-vitro erfolgreich bekämpft werden. Somit gehe ich davon aus, dass dies auch beim Coronavirus der Fall sein müsste. Empirische Daten liegen dazu nicht vor. Allerdings nur dann, wenn sich das Virus außerhalb der eukaryotischen Zellen befindet. Zerstört wird dabei die Virushülle, so dass die Viren nicht mehr in die Zelle eindringen können. Befindet sich das Virus erst in der Zelle, dann entzieht es sich der Bekämpfung durch ätherische Öle. Ich denke, dass sich ätherische Öle zur äußerlichen Desinfektion eignen würden. Vielleicht wäre eine Inhalation zur Vorbeugung oder zur Verhinderung der Virus-Ausbreitung im Nasen-Rachenraum vielversprechend. Denn zur Ausbreitung müssen die Viruspartikel die Zellen verlassen, gelangen in den Interzellularraum und könnten dort vom ätherischen Öl erfasst werden. Ich bin mir aber darüber im Klaren, dass dies nur Spekulationen sind. Da die Viren nicht über die Luft, sondern über Tröpfchen von einem Patienten zu einem anderen Patienten übertragen werden, dürfte eine Versprühung von ätherischen Ölen im Raum nicht den gewünschten Effekt der Verbreitungseinschränkung erfüllen.“

Auswahl an ätherischen Ölen mit antiviraler Aktivität

(Steflitsch, Wolz, Buchbauer (Hrsg.). Aromatherapie in Wissenschaft und Praxis, Stadelmann Verlag, 2013: 179-182)

Eukalyptus, Ingwer, Melisse, Myrrhe, Niaouli, Pfeffer schwarz, Ravintsara, Salbei, Teebaum, Thymian, Zitrone, Zimt, Zypresse

In dieser Liste fehlt noch Cajeput. Der Hauptinhaltstoff des Cajeputöles ist das 1,8 Cineol, ein Oxid. Oxide sind in geringer Dosierung haut- und schleimhautfreundlich und haben belebende Wirkung. Cajeputöl ist das ätherische Öl in Erkältungs- und Grippezeiten. Es wirkt sehr sanft und ist daher auch gut für Kinder geeignet. In diesem Fall sollte das Cajeputöl immer mit Lavendel fein gemischt werden. Es hat gute schleimlösende Wirkung, aber bei zu hoher Dosierung gibt es einen Umkehreffekt. Auch zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten ist es geeignet, da es die Abwehrkräfte stärkt. (Info von www.satureja.com 12)

Zur Vorbeugung und zur unterstützenden Behandlung gegen Viren wie Influenza können Raumbeduftung und Inhalationen mit ätherischen Ölen mit antiviraler Aktivität eingesetzt werden. Zahlreiche Studien aus der Grundlagenforschung und Erfahrungsberichte zeigen das viruzide Potenzial von ätherischen Ölen und ihren Inhaltsstoffen, auch wenn klinische Studien noch fehlen. Es wäre fachlich gerechtfertigt und notwendig, solche Studien in Zukunft in Angriff zu nehmen.

Vorschlag zur Raumbeduftung

Eukalyptus radiata, Myrrhe, Teebaum, Zitrone, Cajeput
zwischendurch Stoßlüften

Vorschlag zur Inhalation

2 Tr. Eucalyptus radiata oder globulus, 2 Tr. Thymian CT Thymol (Kinder: CT Linalool)

Anwendung: Öle auf einen Teelöffel mit Meersalz, diesen in einer Schüssel mit heißem Wasser vermischen, Inhalation auf traditionelle Art mit großem Handtuch über dem Kopf, 5 bis 15 Minuten, 1 bis 3x täglich; nicht für Kinder unter 12 Jahre; Kinder zwischen 6 und 12 Jahre in Begleitung, einfache Inhalation auch mit Bronchi-Soft® Klardampf-Inhalationsgerät möglich

Der Aufbau des Influenza-Virus (www.chemgapedia.de)

Das Influenza-Virus ist ein membranumhülltes Virus mit negativer Einzelstrang-RNA.

Die RNA befindet sich in Form von acht einzelnen RNA-Strängen mit einer Länge zwischen 890 und 2341 Nucleotiden im Zentrum des Virus. Diese acht RNA-Stränge sind in eine Protein-Matrix eingebettet, die ihnen das Aussehen flexibler, helicaler Stäbchen verleiht.

Die RNA-Stränge beinhalten den genetischen Code für elf Proteine, die in Kurzform mit HA, NA, M1, M2, PB1, PB2, PA, NP, NS1, NS2 und NS3 bezeichnet werden. Das Virus selbst enthält allerdings nur die ersten acht Proteine. Die Proteine NS1, NS2 und NS3 werden erst in der infizierten Zelle synthetisiert und nicht in die neu entstehenden Virus-Partikel eingebaut.

Die Proteine PB1, PB2, PA und NP bilden die Matrix, in die die RNA direkt eingebettet ist. Dabei spielt das so genannte Nucleocapsid-Protein NP mengenmäßig mit ca. 1000 Molekülen die größte Rolle. Es wird deswegen als das eigentliche, für die Form der Protein-RNA-Stäbchen maßgebliche Strukturprotein angesehen.

Die mit jeweils nur ca. 30 bis 60 Molekülen vertretenen Proteine PB1, PB2 und PA sind hingegen entscheidend für die Replikation der vRNA (Virus-RNA) innerhalb der Wirtszelle

Diese gesamte RNA-Protein-Matrix (Ribonucleoprotein- bzw. RNP-Kern) im Zentrum des Virus ist vollständig in das aus ca. 3000 Molekülen des sogenannten Matrix-Proteins M1 aufgebauten Protein-Capsids eingehüllt. Das Matrix-Protein M1 ist dabei ein wichtiger Faktor für die strukturelle Stabilität des Influenza-Virus.

Der Aufbau des Covid-19-Virus (www.wikipedia.org)

SARS-CoV-2 (Sars-CoV-2; vormals 2019-nCoV, 2019-novel Corona virus, „neuartiges Coronavirus 2019“ sowie Wuhan-Virus) ist die Bezeichnung eines im Januar 2020 in der chinesischen Stadt Wuhan, Provinz Hubei, neu identifizierten Coronavirus. Das Virus verursacht die Erkrankung namens COVID-19 (oder Covid-19, für Corona virus disease 2019) und ist Auslöser der Coronavirus-Epidemie 2019/2020, die von der WHO als „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ eingestuft wurde. In der Öffentlichkeit wird das Virus meist (nach der Virus-Familie) als Coronavirus oder gelegentlich (nach der Krankheit) als Covid-19-Virus bezeichnet.

Das Virusgenom besteht, wie in Coronaviren üblich, aus einzelsträngiger RNA (ssRNA) mit positiver Polarität. Das Isolat Wuhan-Hu-1 (NCBI GenBank-Nummer MN908947) umfasst 29.903 nt (Nukleotide) mit zwei 265 nt bzw. 229 nt langen untranslatierten Bereichen am 5′-Ende bzw. am 3′-Ende. Die putativen (vermuteten) Gene könnten für zehn Proteine codieren: ein 7096 Aminosäuren (AS) langes ORF1ab-Polyprotein (Replikase-Komplex), ein 1273 AS langes Oberflächen-Glykoprotein (S für englisch spikes, vergleiche Peplomer), ein 75 AS langes Hüllprotein (E für engl. envelope, vergleiche Virushülle), ein 222 AS langes Membran-Glykoprotein (M), ein 419 AS langes Nukleokapsid-Phosphoprotein (N) und weitere fünf Proteine (ORF3a, ORF6, ORF7a, ORF8 und ORF10). Die Abfolge der Gene entspricht jener des SARS-Virus und der aller Coronaviren.

Das Genom von Covid-19-Viren hat sehr große Ähnlichkeit mit den Erbanlagen einer bei Fledermäusen aus Indonesien, Indien, Vietnam und China verbreiteten Virusart.

Literatur

1Jackwood MW, Rosenbloom R, Petteruti M, Hilt DA, McCall AW, Williams SM. Avian coronavirus infectious bronchitis virus susceptibility to botanical oleoresins and essential oils in vitro and in vivo. Virus Res. 2010 Apr;149(1):86-94. doi: 10.1016/j.virusres.2010.01.006. Epub 2010 Jan 21.

2Lelešius R, Karpovaitė A, Mickienė R, Drevinskas T, Tiso N, Ragažinskienė O, Kubilienė L, Maruška A, Šalomskas A. In vitro antiviral activity of fifteen plant extracts against avian infectious bronchitis virus. BMC Vet Res. 2019 May 29;15(1):178. doi: 10.1186/s12917-019-1925-6.

3Loizzo MR, Saab AM, Tundis R, Statti GA, Menichini F, Lampronti I, Gambari R, Cinatl J, Doerr HW. Phytochemical analysis and in vitro antiviral activities of the essential oils of seven Lebanon species. Chem Biodivers. 2008 Mar;5(3):461-70. doi: 10.1002/cbdv.200890045.

4 Blanchard JM. Cinnamomum camphora à cinéole (ravintsara), une plante au service de la prévention des infections nosocomiales en milieu hospitalier? Phytothérapie 2007; 5: 15–20

5 Gelmini F, Belotti L, Vecchi S. Air dispersed essential oils combined with standard sanitization procedures for environmental microbiota control in nosocomial hospitalization rooms. Complement Ther Med 2016; 25: 113–9 doi:10.1016/j. ctim.2016.02.004

6 Li Y, Xu YL, Lai YN, Liao SH, Liu N, Xu PP. Intranasal co-administration of 1,8-cineole with influenza vaccine provide cross-protection against influenza virus infection. Phytomedicine. 2017 Oct 15;34:127-135. doi: 10.1016/j.phymed. 2017.08.014. Epub 2017 Aug 18.

7 Brochot A, Guilbot A, Haddioui L, Roques C. Antibacterial, antifungal, and antiviral effects of three essential oil blends. Microbiologyopen. 2017 Aug;6(4). doi: 10.1002/mbo3.459. Epub 2017 Mar 14.

8 Li Y, Lai Y, Wang Y, Liu N, Zhang F, Xu P. 1, 8-Cineol Protect Against Influenza-Virus-Induced Pneumonia in Mice. Inflammation. 2016 Aug;39(4):1582-93. doi: 10.1007/s10753-016-0394-3.

9 Garozzo A, Timpanaro R, Stivala A, Bisignano G, Castro A. Activity of Melaleuca alternifolia (tea tree) oil on Influenza virus A/PR/8: study on the mechanism of action. Antiviral Res. 2011 Jan;89(1):83-8. doi: 10.1016/j.antiviral. 2010.11.010. Epub 2010 Nov 21.

10 Wu S, Patel KB, Booth LJ, Metcalf JP, Lin HK, Wu W. Protective essential oil attenuates influenza virus infection: an in vitro study in MDCK cells. BMC Complement Altern Med. 2010 Nov 15;10:69. doi: 10.1186/1472-6882-10-69.

11 Garozzo A, Timpanaro R, Bisignano B, Furneri PM, Bisignano G, Castro A. In vitro antiviral activity of Melaleuca alternifolia essential oil. Lett Appl Microbiol. 2009 Dec;49(6):806-8. doi: 10.1111/j.1472-765X.2009.02740.x. Epub 2009 Sep 18.

12 https://www.satureja.com/i/cajeput-aetherisches-oel-und-anwendung

2 Meinungen zu “Wissenschaftliche Infos zu Corona und ätherischen Ölen

  1. Frank Hiepe sagt:

    Ich habe langjährige gute Erfahrung mit Wasserdampfinhalation mit Ätherischen Ölen wie Thymian ,Eukalyptus, Ravensara, Lavendel bei Erkältungskrankheiten

    • Peter Gstettner sagt:

      Vielen Dank für Deinen Tipp.
      Ja das sind gute Öle zum Inhalieren. Bei Thymian muss man auf eine sehr geringe Dosis achten, da der Thymian sehr stark sein kann und man die Schleimhäute bei zu hoher Dosierung schädigen kann.

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